Ein Buch für Erwachsene mit Sinn für Humor, Gefühl für Satire und
ohne Scheu vor Zynismus
Llumina Press
Illustrationen von Irin Golub
Offizielle Webseite von Bernard Kriger: www.krigerland.com
No 2008 Bernard Kriger
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Gedruckt in den Vereinigten Staaten von Amerika durch Llumina Press.
Vorwort
Wer ist dieser Lilli-Bunny überhaupt?
Tatsächlich gibt es solche Fragen wie "Wer bist du" seit dem ersten Tag der Schöpfung. Nachdem er seine Hände mit Erde schmutzig gemacht hatte, hatte Gott den bärtigen Mund von Adam geformt und kaum hatte dieser kleine Kerl seine Augen geöffnet, da fasste er nach Gottes Nase und fragte: "Wer bist du?". Gott antwortete nicht. Und Gott hat immer noch nicht geantwortet. Vielleicht war er beleidigt - oder denkt immer noch über diese Frage nach.
Daher möchte ich auf die legitime Frage "Wer ist dieser Lilli-Bunny1 überhaupt?" das folgende erklärende Gespräch anbieten, denn Leser lieben Bücher mit vielen Dialogen und Bildern, und ich möchte Sie, werte Leser, nicht schon auf der ersten Seite enttäuschen.
- Wer ist dieser Lilli-Bunny? Ist er so wichtig, dass man über ihn schreiben, oder, noch schlimmer, Romane lesen muss? Wir haben noch nie von ihm gehört. Tötete er 50 Millionen Menschen?
- Nein.
- Aber er nahm an einem Massaker teil?
- Ne.
- Hat er die Atombombe erfunden.
- Nein, hat er nicht.
- Hat er die Atombombe abgeworfen? (Einer der Männer, der die Atombombe abgeworfen hatte, wurde erst vor kurzem vom Time Magazine zu einem Helden erklärt.)2
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1 Lilli-Bunny kommt von Lilliput - einem Land, ausgedacht von Jonathan Swift, in dem winzige Menschen wohnen.
2 Mit Bedauern erinnerte er sich an den Tag, an dem er Ananas Jell-o gegessen hatte und es seit dem nicht mehr essen konnte. Versuchen Sie, sich dies vorzustellen: Dieser Typ ist nun 80 Jahr alt und fast sein ganzes Leben lang hat er kein Ananas Jell-o gegessen! Was für eine Tragödie!
- Nein. Lilli-Bunny hat nicht die Atombombe abgeworfen.
- Ist Lilli-Bunny vielleicht diese Art von bärtigem Mann, wie Karl Marx, der eine Art von Theorie entwickeln, woraufhin sich zwei Kontinente fast gegenseitig umbringen?
- Nein!
- Also bitte, Entschuldigung, aber diese Persönlichkeit ist nicht weiter außergewöhnlich, denn man muss eine gewisse Anzahl an Menschen ermordet haben, um als großer Held oder sogar als eine historisch bedeutende Persönlichkeit angesehen zu werden.
Ich werde versuchen zu beweisen, dass Lilli-Bunny ein gewöhnlicher Kerl mit Tugenden ist, die jeder hat der versucht, ein glückliches Leben zu führen, aber Sie werden mir nicht zuhören. Sie werden sich abwenden und mein Roman wird sich schniefend in die Ecke zurückziehen.
Sie, werter Leser, werden Ihr Leben so weiterführen, mit den Arbeitstagen, an denen nichts passiert, zwischen Staus und Waschmaschinen, und beweisen, dass mein Roman nicht wichtig ist. Aber Sie erkennen nicht, dass Romane unser Leben leiten. Schauen Sie auf die Straße - sehen Sie vielleicht Harry Potters, die einen Besen tragen, Raskolnikovs3 mit ihren Äxten, Fausts, die sich mit dem Teufel einlassen, Kapitäne Nemo, die sich irgendwo still in den Abwasserkanälen verstecken? Jeder von uns wählt sich unbewusst einen Charakter aus einem Roman, den er in seiner Kindheit gelesen hatte und diese Person hoppelt dann das ganze Leben an der Seite mit.
Sie werden vielleicht einwerfen, dass die heutige Generation keine Literatur mehr liest. Sie lesen nur neue Romane oder schauen sich Filme an, bei denen es aber genauso funktioniert. Diese Bücher und Filme bestimmen unser Leben...
In Wirklichkeit ist diese Geschichte hier für Sie. Sie geht auf Ihre Ängste ein, lässt Ihre Rückenschmerzen verschwinden und hilft, eine gesunde Einsicht in Ihr Leben zu bringen (aber das stimmt natürlich nur, wenn Sie nicht missbraucht oder vernachlässigt worden sind, bevor Sie diese Zeilen gelesen haben, und es daher nicht zu spät ist, Ihnen zu helfen. In diesem Fall, werden Sie mit Ihrem erbärmlichen Leben fortfahren und Raskolnikovs Äxte hinter sich herziehen, um alte Damen wegen deren Geld umzubringen. Oder Sie werden vielleicht die Rolle eines Idioten4 spielen und Mitleid mit Raskolnikovs und alten Damen haben, die sich
3 Raskalnikov ist eine Figur in Dostojewskis Roman Schuld und Sühne
4 Idiot - Figur aus "Der Idiot" - in einem Roman von Dostojewski
in ihre eigenen Ohren süße Märchen über deren Einzigartigkeit flüstern. Aber ein Mord mit einer Axt hört sich so einzigartig an, dass er es verdient hat, in dieser Geschichte aufgenommen zu werden).
Lilli-Bunny ist ein positiver Held, einer, der nicht mit Äxten kämpft. Also warum sollten Sie wertvolle Minuten Ihrer kostbaren Existenz darauf vergeuden, dieses Buch zu lesen? Nun ja, damit die Bemühungen Ihrer Lehrer nicht umsonst gewesen sind, besonders nicht die Ihrer Deutschlehrerin Frau Müller, die in der Nacht Ihr Essay über "Die neuen Leiden des jungen W." korrigiert hat. Sie sind die letzte Generation, die noch lesen kann! Und damit meine ich nicht die Graffiti auf den Wänden. Nein, ich meine Texte, die länger als ein Parkticket sind.
Wie auch immer, Gott hat vergessen uns eine Bedienungsanleitung dafür mitzugeben, wie wir unsere Zeit auf der Erde verbringen sollen. Also eine gute Entschuldigung dafür, dass wir lesen.
Lilli-Bunny könnten Sie sein - aber ohne ein Leben Jeder-gegen-Jeden; ohne einen fürchterlichen Job; ohne knauseriges Gehalt; ohne Missbrauch und Diskriminierung; ohne angebranntes Porridge; ohne Sex mit Gummi; ohne schlechtes Gewissen; ohne streitbare Seele; ohne rotzfreche Kindheit; ohne hölzernes Spielzeug; ohne Finger im Glas mit Milch im Kindergarten (damit der Nachbar es nicht trinkt); ohne ruinierten Ruf; ohne Eiscreme, die auf die Straße gefallen ist; ohne Mobbing von Klassenkameraden; ohne Jules Vernes' Schiff, dass ohne Sie in See gestochen ist; ohne armselige Ehe oder Druck von "besonderen Umständen", die zu kompletten Dummköpfen herangewachsen sind und nun in Ihrem Keller rauchen (nicht nur Tabak); ohne gestörte Familie; ohne respektlose Enkel; ohne erbärmliches Alter; ohne frühen Tod; ohne Einsamkeit trotz vieler Freunde. Und natürlich ohne die große Enttäuschung, die Ihr ganzes Leben ist (was auch immer Sie sich aussuchen) und anderer unbedeutender Schwierigkeiten...
Sie könnten aber auch Lilli-Bunny sein, wenn Sie Sonnenstrahlen in Ihr Leben bringen, Porridge mit Himbeermarmelade versüßen, einen Teddy als Freund haben und wenn Sie mit etwas gesundem Menschenverstand, mit etwas Sinn für Humor, etwas scharfzüngigem Sarkasmus, etwas fröhlichem Lachen und mit ein wenig hemmungslosem Gelächter, Beifall klatschenden Händen und aufstampfenden Füßen durchs Leben gehen - "Ha! Ha! Ha!"
Kapitel 1
Lilli-Bunnys flauschige Pantoffel
Lilli-Bunny war berühmt für seine flauschigen blauen Pantoffel. Zuerst hatte er seinen rechten Pantoffel getroffen. Rechter Pantoffel war die Straße entlang gehoppelt und hatte ein Pantoffel-Lied gesungen. Lilli-Bunny mochte diesen lustigen Kerl und hatte ihm daher einen Keks gegeben - Lilli-Bunny hatte immer einen Keks bei sich für solche Fälle. Und so folgte Rechter Pantoffel Lilli-Bunny nach Hause und richtete sich häuslich unter Lilli-Bunnys Bett ein. Dann stellte sich aber heraus, dass Rechter Pantoffel einen Linken Bruder hatte. Nur waren die linken Ansichten des Linken Pantoffels für manche Leute zu liberal, weshalb es für Rechten Pantoffel ummöglich war, seinen Bruder Lilli-Bunny vorzustellen.
Aber beim Fünf-Uhr-Tee zeigte Lilli-Bunny, dass er keiner politischen Seite angehörte. Er bot denen, die rechts von ihm saßen Himbeermarmelade an genauso, wie er denen, die links von ihm saßen, Himbeermarmelade anbot. Er diskriminierte niemanden.
Er schickte sogar etwas Marmelade an Hamster Hamlet, einen unbedeutenden Bewohner des Hauses, der im Keller in der Nähe des Ofens wohnte und dem es gleich war, ob er sich zum Tee zeigte oder fernblieb. Als er eine solch pluralistische Herangehensweise in Lilli-Bunnys Verhalten feststellte, fasste Rechter Pantoffel Mut und stellte seinen
Linken Bruder vor - trotz der linken Slogans, die Linker Pantoffel immer wieder von sich gab: "Verteilt den Reichtum!", "Stürzt die Regierung!", "Macht das Gas billiger!", "Macht das Licht aus!" und auch "Tod der Globalen Erwärmung!".
Linker Pantoffel wurde zur nächsten Tee-Party eingeladen, wo dieser sich freute, die lustige Gesellschaft, die in Lilli-Bunnys gemütlichem Backsteinhaus lebte, kennen zu lernen: Lilli-Bär, Lilli-Kitty und Lilli-Jake, zwei Katzen (Lilli-Bunny trug gewöhnlich immer irgendwelche Katzen auf seinen Armen mit sich herum, obwohl er selbst nur zwei hatte. Die seinen waren sehr fett - um genau zu sein: fett und schön), zwei ziemlich redegewandte kleine Papageien die einen sehr gut entwickelten Wortschatz von Sätzen mit zwei oder drei Worten sprachen und mit denen sie völlig ihre Redefreiheit genießen konnten, sowie Hamster Hamlet, der bereits meinen ehrenwerten Lesern vorgestellt worden war.
Allerdings verließ Hamster Hamlet schon bald Lilli-Bunnys Haus. Es hatte sich nämlich herausgestellt, dass er die berühmte Frage "Sein oder nicht Sein?" auf die unverantwortlichste Art und Weise gelöst hatte: auf unmoralische Weise war er nämlich willkürliche Beziehungen mit zahlreichen Mäusen im Haus eingegangen.
Denn schon sehr bald bemerkte Lilli-Bunny eine sehr hohe, anscheinend unerklärliche, Anzahl Mäusekinder mit Hamster-Ohren und Mäuse-Schwänze in seinem Haus.
Solch eine Auswirkung auf den Verlauf der Evolution beunruhigte selbst Hamster Hamlet in solch einer unglücklichen Art , dass er die folgende Anzeige im Stadtanzeiger platzierte:
Hamster Hamlet hatte eine eigene Telefonleitung. Um ehrlich zu sein, Hamster Hamlet war ein Hamster-Individualist. Es tut mir leid, aber Hamster Hamlet hat nicht sein Einverständnis dazu gegeben, hier seine Telefonnummer zu veröffentlichen, da er während seines Winterschlafes - der gewöhnlich Mitte August begann und Mitte Juni endete - nicht gestört werden wollte.
Sollte es aber ein Notfall sein, findet man seine Nummer im Telefonbuch unter seinem Namen. Nur schauen Sie dann bitte nicht unter dem Stichwort "Nagetier"; Sie müssen unter "Prinz von Dänemark" nachschauen.
Nachdem Lilli-Bunny solch politisch engagierte Pantoffel bekommen hatte, hörte er auf, Interesse an Politik zu zeigen. Aber es passierte oft, dass Lilli-Bunny vor dem Fernseher einschlief und seine Pantoffel dabei direkt vor den Fernseher stellte. Und während Lilli-Bunny ein Nickerchen machte, schauten sich die Pantoffeln aufmerksam alle möglichen Kommentare an und diskutierten leise das momentane politische Klima (Klima ist sehr wichtig, denn wenn es wechselt fangen einige Politiker an zu niesen und zu husten, manche brauchen vielleicht eine wärme Decke, um ihren politischen A... zu verdecken- Ja! Sie haben mich richtig verstanden, ich wollte "ihre Absicht" sagen). Manchmal diskutierten die Pantoffel sogar über verschiedene Veränderungen im politischen System. Vielleicht wissen Sie es schon, aber nicht alle Änderungen im System sind gesund. So können zum Beispiel Veränderungen im Magen-Darm-Trakt oder im Herz-Kreislauf-System tödlich sein. Einige Veränderungen im politischen System können für die Demokratie selbst gut sein, wohingegen Veränderungen in den inneren Organen gewöhnlich Zeichen für eine Störung sind. Demokratie bei den Körperorganen können einige ungewollte Konsequenzen nach sich ziehen, falls sie zu weit gehen - stellen Sie sich vor, Ihre Leber stellt ein Misstrauensvotum gegen ihren Kopf, oder - Entschuldigen Sie bitte die medizinischen Details - Ihr Rektum stellte Ihre Würde in Frage. Entschuldigung? Würde ist kein inneres Organ? Ich kann Ihnen versichern, manchmal ist auch die Würde ein inneres Organ.
Aber Debatten zwischen den gewählten Regierungsorganen sind etwas gutes, denn es bedeutet, dass sich die Demokratie bewegt. Demokratie muss sich körperliche mehr bewegen, anderenfalls wird sie fett und isst alles im nationalen Kühlschrank auf. Aber Demokratie sollte sich auch nicht zu schnell bewegen, denn sie ist nicht mehr so jung und ihre Verfassung kommt ins Schwitzen, wenn es zu heiß wird.
Dann kommen die Tyrannen und erklären der Welt mit Abscheu, dass die Demokratie ihre Verfassung ins Schwitzen bringt. Die Demokratie prüft dann sofort ihre Verfassung und bestätigt ehrlich "Ja, es ist ziemlich nass. Aber man kann es reparieren. Aber schaut Euch mal an, Ihr blutrünstigen Tyrannen! Ihr haltet eure Verfassung trocken, und sie wird völlig von Maulwürfen aufgefressen!"
Danach springen sich die Tyrannei und die Demokratie an den Hals und kämpfen. Und der Rest der Menschheit gähnt, während er sich dies vorm Fernseher anschaut.
In der Theorie habe ich die Demokratie und die letzte Autorität der Mehrheit immer unterstützt, auch wenn ich nie eine Antwort auf die Frage bekommen habe, was getan werden soll, wenn die Mehrheit böse ist oder Sachen falsch macht. Vielleicht hat Demokratie eine geheimnisvolle Kraft, die menschliche Natur zu verbessern, die ja sonst wild und brutal ist - was in der Gruppe noch schlimmer wird. Vielleicht liege ich aber auch falsch und Demokratie ist niemals schlecht geworden, oder falls doch, haben die Menschen versucht, diese unglücklichen Geschehnisse zu vergessen. Auch wir sollten es vergessen, denn es ist besser, unlösbare Fragen zu vergessen als zu versuchen, sie zu beantworten.
Das einzige Problem mit den politisch engagierten Pantoffeln kam auf, wenn Lilli-Bunny aufwachte und ins Badezimmer ging. Er war dann meistens sehr schläfrig und zog oft aus Versehen mit dem linken Fuß den rechten Pantoffel an und mit dem rechten Fuß den linken. Und sobald das geschah, mussten die Pantoffel fast sofort ihre politische Meinung wechseln. Auch wenn das oft in der Politik passiert, war es ziemlich schwer für die Pantoffel, denn sie hatten noch etwas Würde in sich, was bei Politikern nicht immer der Fall ist. Um in einem solchen Durcheinander sich treu zu bleiben, argumentierte Linker Pantoffel, dass er zu weit links gegangen sei, dass er zum ersten Mal in seinem Leben tatsächlich Dinge rechtens mache und Rechter Pantoffel versuchte, sich selbst und die anderen davon zu überzeugen, dass er jetzt, wo er soweit nach links abdriftete er einige linke Strategien annehmen müsste. Nur nicht aufregen, sehr geehrte Leser. Das ist die einfache Wahrheit im politischen Leben. Seine Ansichten immer wieder zu ändern ist halt eine der beruflichen Gefahren in der politischen Karriere.
Lilli-Bunny aber schlief und verfolgte diese politischen Kunststücke nicht. Ein Mal, als er ganz tief schlief drehte er sich in seinem Sessel um und seine Pantoffel zeigten zur Decke. Das war wirklich ein Moment der nationalen Einheit. Denn indem er beide gleichzeitig anhob, gewann Lilli-Bunny die Herzen seiner Pantoffel. Sie stimmten darin überein, Lilli-Bunny zum Präsidenten zu wählen, denn zum Ersten spendierte Lilli-Bunny jedem Himbeermarmelade, was ihn sowieso schon sehr wichtig machte, zum Zweiten warf er manchmal seine Pantoffel nach den Katzen, wenn die zu viel spielten - und wer, wenn nicht der echte Präsident, würde so etwas drastisches unternehmen, um die öffentliche Ordnung wieder herzustellen?
Sie wissen ja, werter Leser, unmässige Verspieltheit kann den gesunden Schlaf stören und das ist inakzeptabel! Man darf niemals die Gesellschaft wecken, wenn sie schläft. Das kann ernsthafte Konsequenzen haben, besonders für den, der die Gesellschaft aufweckt. Und zum Dritten, Lilli-Bunny war schließlich Eigentümer des Hauses, und wer, wenn nicht der Eigentümer, kann zum Präsidenten gewählt werden? Indem man die Person wählt, die sowieso das Recht hat, zu regieren, auch wenn er nicht offiziell gewählt wird, bestätigt man die momentane Situation einer Gesellschaft, was sehr wichtig für die Demokratie ist. Diese Praxis gibt der Regierung mehr Legitimität und der loyale Bürger fühlt sich so besser. Und geht es nicht darum in der modernen Demokratie?
Die Pantoffel teilten Lilli-Bunny ihre Entscheidung nicht mit, denn sie hatten Angst, dieses Wissen würde ihn nervös machen und er würde sich dann zu sehr mit seiner neuen politischen Karriere beschäftigen. Linker und Rechter Pantoffel wussten, dass nicht nur der Haushalt des Politikers geschädigt werden könnte, sondern auch der vieler Mitbürger, wenn sich Lilli-Bunny zu viel mit Politik beschäftigen würde. Die Pantoffel erzählten auch niemand anderem im Haus davon, dass sie Lilli-Bunny zum Präsidenten gewählt hatten. Den anderen Bewohnern schien es auch egal zu sein. Aber das war okay, denn in einer normalen Gesellschaft sollte sich die Politik nicht zu sehr in Haushaltsfragen einmischen.
Nun bildeten die Pantoffel eine Koalition und kandidierten gegen Lilli-Bunnys Winterstiefel, die im Dezember - manchmal sogar schon Mitte November, wenn es früh im Jahr schneite - mit den Pantoffeln um die Füße des Führers konkurrierten.
Kapitel 2
Lilli-Bunny und Lilli-Bär
Lilli-Bunny hatte immer nach einem echten Freund gesucht und schließlich hatte er auch einen gefunden. Dieser Freund war Lilli-Bär. Lilli-Bär war eine Art Teddy-Bär, hatte aber eine bessere Schulbildung und war höflicher. Sie werden vielleicht anmerken wollen, dass Lilli-Bären nicht sehr gesprächig sind und dazu neigen, zu einer Seite zu fallen. Da haben Sie recht. Auch dieser Lilli-Bär fiel immer zu einer Seite, er versuchte, es sich auf Bänken, Sofas, Sesseln oder - allgemein gesprochen -, überall dort gemütlich zu machen, wo er sich mit einem annehmbaren Grad an Komfort und Frieden niederlegen konnte. Allerdings kann man ihn nicht als "nicht gesprächig" oder "nicht bereit, zu reden" bezeichnen. Denn das war einfach nicht wahr. Lilli-Bär war hier und da, dann und wann, mal ruhig. Aber dann, ganz plötzlich fing er an zu sprechen und - Gott ist mein Zeuge -, wenn er mal mit dem Reden angefangen hatte, war es nicht einfach, ihn wieder zum Schweigen zu bringen. Wenn das passierte, versuchte Lilli-Bär alles auf einmal zu sagen und der Zuhörer hatte den Eindruck, er würde einem Chor von Lilli-Bären hören. Bis jetzt hat die herkömmliche Wissenschaft noch keine vernünftige Erklärung dafür gefunden, wie es möglich sein kann, das ein einziger Lilli-Bär wie viele Lilli-Bären klingt. Allerdings ist dies nicht das einzige, was für die herkömmliche Wissenschaft schwierig ist, zu erklären.
Lilli-Bär sprach besonders viel, wenn er auf etwas nassem oder im Teich oder im Bad saß. Dann schwatzte er so munter drauf los, dass man mit ihm so sehr Freund sein konnte, wie man wollte. Deswegen benutzte Lilli-Bär auch keine Handtücher nach dem Bad, denn er wollte seine Fähigkeit, Sätze zu beenden die er begonnen hatte, als er noch nass war, nicht verlieren.
Allerdings muss ich sagen, dass Lilli-Bär noch schwatzhafter wurde, wenn er auf etwas kaltem saß, wie zum Beispiel auf einer Bank, die leicht mit Schnee bedeckt war. Dann konnte es sogar passieren, dass er Liedtexte schrieb.
Das folgende ist eines dieser Lieder. Lilli-Bär schrieb es für Lilli-Bunny mit Hilfe aller Mitbewohner in Lilli-Bunnys Haus.
Und diesen netten Haushalt, den wir unser eigen nennen.
Er ist es, der uns zu Essen gibt,
Täglich, monatlich, Jahr um Jahr.
Er arbeitet hart, immer, ist aber nie müde,
Jedes Problem löst er, ein für alle mal.
Nein, Sie werden keine Person finden,
die so freundlich ist, so gutherzig,
Er rettet unsere Welt.
Oh, Lilli-Bunny, laufe weiter,
mit Mut in deinem Herzen,
laufe in deinen Plüschpantoffeln, mit den Katzen auf dem Arm.
Unsere Liebe für dich, sie ist so tief,
Wir lieben dich so sehr, so sehr, so sehr!
Lilli-Bär schaute sich dieses Gedicht an und dachte sich: "Es gefällt mir, aber wenn ich französisch spreche, um meine Liebe für Lilli-Bunny auszudrücken, warum tue ich es dann nicht?" Französisch ist die beste Sprache, um seine Liebe auszudrücken. Sogar wenn man Pommes frites auf französisch bestellt hört es sich wie ein erotisches Flüstern an - Je voudrais. Hören Sie genau dem Klang dieses Wortes zu: v-u-u-d-r-e-e - das "r" hört sich an wie das Brüllen eines schlafenden Tigers. Macht es Sie an? Ja? Nein? Dann versuchen Sie es nochmal und vielleicht spüren Sie es dann.
Ohne genau zu wissen, ob er in Französisch seine Zuneigung für Lilli-Bunny ausdrücken sollte, entschied sich Lilli-Bär, diese Chance zu nutzen und schrieb das folgende Lied.
Nous aimons beaucoup notre lapin
Et notre maison que nous possédons
Parce que notre lapin nous traite avec le bouillon
Et parfois il nous donne même du vin!
Il travaille toujours dur, mais il n"est jamais fatigué,
Et quand il travaille, c"est un plaisir à voir,
C"est vrai, depuis que ce vieux monde s"est créé,
Il n"y a pas pour lui de meilleur espoir!
Marchez avec le courage vers un meilleur l"avenir
Nous t"aimons et nous aimons tes chats
C"est si important encore pour devenir
Le meilleur lapin que le monde possédera.
Lilli-Bär war sich nicht sicher, welche Wirkung dieses Gedicht hatte, denn er sprach nicht wirklich französisch, aber das Lied erfolgreich in zwei Sprachen geschrieben zu haben machte Lilli-Bär Mut. Deswegen versuchte er, das Lied auch in russisch zu schreiben. Er kannte diese netten Männer, die sich selbst als "neue Russen" bezeichnen und russisch in New York und London genauso sprachen wie in Moskau. Diese Männer glaubten, wenn sie russisch lauter und langsamer sprachen, dass die Leute sie dann verstehen würden. Wie auch immer, Lilli-Bär schrieb das Lied auf russisch, um seinen Freund Lilli-Bunny auf diese friedliche Invasion vorzubereiten. Es ist pädagogisch so wertvoll, in den Vereinigten Staaten, in Großbritannien oder in Kanada von heute zu leben! Man muss nicht die Welt bereisen, um Menschen aus entfernten Gegenden der Erde kennen zu lernen. Denn sie sind schon alle hier. Man kann sich das Geld für die teuren Tickets und für die Reisen sparen. Und man kann auch seine Angst, einem terroristischen Anschlag zum Opfer zu fallen während man im Flugzeug sitzt, beruhigen. Denn auch die Terroristen sind schon da!
Und französische Sprache ist nun wirklich nicht schlecht. Überlegen Sie mal für sich: Was werden Sie sagen, wenn wir alle chinesisch lernen müssten? Ich habe es bereits gelernt. Ach, Sie glauben mir nicht? Dann lesen Sie das mal:
"Wo Schan Yaho Chi" und "Wo Schan Yao He!". Das bedeutet: "Ich möchte Essen und Trinken".
Einer meiner Freunde sagte mir, dass er "Hallo" und "Auf Wiedersehen" auf chinesisch sagen könne. Deswegen entschieden wir uns dafür zusammenzuarbeiten, falls die Welt bald ganz chinesisch wird. Er wird mein "Werbemanager" sein. Er wird auf chinesisch "Hallo" sagen (damit das Gespräch schon freundlich begonnen wird) und ich werde sagen: "Ich möchte etwas essen und trinken", Dann wird mein Freund "Auf Wiedersehen" sagen. Also - ich denke, dass ist ein ausgezeichneter Plan, um zu überleben. Sie glauben nicht? Diese Art des Kontaktes ist sehr viel einfacher, als mehr Kinder auf die Welt zu bringen und diese dann darin zu unterrichten, hart zu arbeiten - der einzige Weg, wie Chinesen arbeiten können.
Aber worüber hatte ich gerade gesprochen? Ach ja, ich erinnere mich. Möchten Sie sich das russische Lied anhören? Hier kommt es:
На свете есть Маськин в голубеньких тапках,
У Маськина много есть разных хлопот,
То кошек своих он таскает в охапках,
А то вдруг всем варит он вкусный компот.
Среди непонятностей внешнего мира
Наш Маськин понятен и нужен всегда,
Чтоб милые тапки ходили красиво,
Весь мир наш спасает его красота.
Шагайте же дружно, пушистые тапки,
Хватайтесь в охапки, дурные коты!
Мы Маськина любим свово без оглядки,
Ни дня не прожить без его доброты.
И может, звучим мы, как три подхалима,
И может, мы слишком хотим подхалить,
Однако наш Маськин, откуда вестимо,
Даёт нам прекрасно и весело жить.
"Wow", sagte sich Lilli-Bär. Er sagte immer "wow" zu sich selbst, dadurch fühlte er sich besser. Aber er sagte nicht "wow!" mit einem Ausrufezeichen, so wie es jeder tut. Er sagte es mit einem Punkt am Ende, zum Beispiel so: "Wow." Lilli-Bär war sich sicher, dass ein "Wow." mit einem Punkt am Ende überzeugender klang.
Als Lilli-Bär seine drei Gedichte den Mitbewohnern im Lilli-Bunny Haus vorlas, applaudierten sie am Anfang ein wenig; aber diese Bemühungen waren hoffnungslos, um damit fortzufahren. Die Bewohner von Lilli-Bunnys Haus kannten nicht viele Sprachen. Lilli-Bunny war der einzige, der laut mit seinen Händen klatsche, und nachdem Lilli-Bär seine Gedichte vorgelesen hatte, küsste Lilli-Bunny ihn auf die Nase. Lilli-Bunny liebte seinen Freund, denn nur ein echter Freund schreibt Gedichte in drei Sprachen, die er selbst nicht so gut kann.
Die Wahrheit ist: Man muss keine Sprache sprechen, um sie benutzen zu können. Es gibt so viele verschiedene Möglichkeiten, sich selbst auszudrücken, ohne dabei zu sprechen. Lilli-Bär kannte viele Sachen, mit denen er dasselbe erreichte: er kicherte, klatschte, hustete, nieste, gähnte und furzte sogar. Oh, tut mir leid; das hätte ich nicht sagen sollen. Aber es ist zu spät. Lilli-Bunnys linker Pantoffel schaut mir gerne über die Schulter, wenn ich schreibe und ist verrückt geworden, als er das Wort "furzen" sah und rief den folgenden
Slogan aus: "Freiheit zum Furzen! Freiheit zum Furzen!" und ich hatte nicht viele Möglichkeiten, ihn zu stoppen. O Gott, O Gott, O Gott - wie konnte ich nur ein so vulgäres Wort in meinen wundervollen Text schreiben? Aber ich habe immer noch die Hoffnung, dass der Lektor diesen ganzen Absatz löscht. Sie wissen ja, werter Leser, löschen ist sehr viel kreativer als schreiben. Denn wenn man schreibt hat man nicht viel Wahl bei dem, was man schreibt. Man drückt nur das aus, was einem auf dem Herzen liegt, genauso wie es Lilli-Bär mit seinen Gedichten getan hat. Aber wenn jemand die Macht hat, etwas zu löschen - oh, dass ist eine unglaubliche Macht! Einige sagen vielleicht auch, dass zu löschen sogar sehr viel einflussreicher ist, als zu schreiben - auf eine gewisse Art. Das heißt also, wenn Sie, werter Leser, dies hier lesen können, dann ist es dies Schuld des Lektors, nicht meine.
Nachdem Lilli-Bär so viel sprachlichen Einsatz gezeigt hatte, wie konnte Lilli-Bunny ihn dann nicht für seinen besten Freund halten? Und er machte Lilli-Bär sogar ein Geschenk: Ein Ring, ein süßes, kleines Ringelchen mit der Inschrift "Aus Liebe und Freundschaft" auf der Innenseite.
Lilli-Bär war so glücklich, dass er zwei Stöcke in den Boden vor seine Haustür steckte und dann versuchte, den Ring auf einen der Stöcke zu werfen. Auf den einen Stock hatte er "Libbe" geschrieben, auf den anderen "Phrentshaft"(so buchstabierte Lilli-Bär "Liebe" und "Freundschaft").
Als direkter Nachfahre des ehrenwerten Winnie Puh und wie auch alle dessen Nachfahren, hatte Lilli-Bär ein paar Schwierigkeiten zu buchstabieren.
Einmal hatte ich gedacht, dass das Buchstabieren in der nächsten Generation aussterben würde, aber die Computer haben uns davor mit ihrer "Rechtschreibprüfung" gerettet. Wir müssen uns jetzt nicht daran erinnern, wie einfache Worte richtig geschrieben werden und können uns als gebildete Menschen betrachten. Shakespeare hatte keinen solchen Luxus. Der Arme! Sobald der Computer die Rechtschreibung für mich übernimmt, kann ich es mir selbst erlauben, das traditionelle Buchstabieren stärker zu fordern.
Können Sie sich überhaupt vorstellen, wie viele Generationen an Tritten und Schlägen von Lehrern das Wort "genug" in seinen blutigen Buchstaben trägt? Leider schlagen die Lehrer die Schüler heute nicht mehr. Sie haben ausgefeiltere Wege gefunden, ihre Schüler zu demütigen. Wir müssen zugeben, dass dies zu einem wesentlichen Fortschritt im Erziehungswesen führte, aber es macht das Wort "genug" nicht weniger blutig. Das Wort "genug" kommt aus dem germanischen und hat den jungen Seelen in deren unglücklichen Schuljahren viel Leid zugefügt - vielleicht sogar mehr als
das deutsche Militär Großbritannien und der englisch-sprachigen Welt zugefügt hat. Aber ich glaube, wir haben vom Wort "genug" genug. Lassen wir es in Frieden ruhen.
Und so folgte Lilli-Bär Lilli-Bunny überall hin und versuchte, es sich überall dort gemütlich zu machen, wo man sich hinlegen konnte. Lilli-Bunny sagte immer zu Lilli-Bär "Du liegst zu lange herum" oder "Du sitzt zu lange". Und Lilli-Bär bestritt das nicht. Im Gegenteil. Er sagte immer "stimmt" und blieb da liegen, wo er gerade war. Wenn Lilli-Bunny Pfannkuchen für ihn backte, legte sich Lilli-Bär auf eine kleine hauchzarte Bank, die Lilli-Bunny für ihn in der Küche aufgestellt hatte.
Wenn die Pfannkuchen fertig waren, begann Lilli-Bär immer mit dem philosophieren. "Küchen-Philosophie" nannten die Experten diese Art von Philosophie.
Und das war Lilli-Bärs Küchen-Philosophie:
1. Pfannkuchen sind besser als Brötchen.
2. Pfannkuchen sind besser als Brötchen, vor allem da ich gestern alle Brötchen gegessen habe und Pfannkuchen heute esse. Falls ich Waffeln essen würde, bedeutet das, dass sie existieren, so wie auch Decartes es sagen würde: "Ich denke, also bin ich." - Aber das stimmt nicht. Waffeln müssen nicht denken um zu existieren.
3. Nietzsche ist ein Idiot.
Das war's. Natürlich hatte Lilli-Bär manchmal neue Gedanken, besonders wenn er Porridge mit Himbeermarmelade bekommen hatte, aber diese Gedanken waren kurzlebig. Lilli-Bär schrieb sie mit seinem Löffel direkt auf den Brei und Brei ist schließlich kein sehr zuverlässiges Material, um Ideen für die Ewigkeit aufzubewahren. Deswegen muss sich die Menschheit mit diesen drei Punkten der Lilli-Bärischen Küchen-Philosophie zufriedengeben, die wir oben bereits voller Respekt vorgestellte hatten.
Kapitel 3
Lilli-Bunny und Lilli-Kitty
Lilli-Kitty war die erste gewesen, die Lilli-Bunny mit dem Namen Lilli-Bunny ansprach. Davor war Lilli-Bunny nichts weiter als ein einfaches Häschen gewesen ohne irgendeine spezielle Aufgabe in dieser Welt. Nun wissen wir aber, dass es Lilli-Bunnys wichtigste Aufgabe ist, den Weg zu finden, wie man ein glückliches Leben führt. Als Lilli-Bunny noch ein einfaches Häschen war, da war sein Aufgabe in dieser Welt verschwommen und musste noch definiert werden.
Am Anfang sagte Lilli-Bunny immer: "Ich bin kein Lilli-Bunny". Aber Lilli-Kitty ignorierte einfach seine Einwände und nannte Lilli-Bunny "Lilli-Bunny". Oft sagte sie,
- "Lilli-Bunny, lass uns einkaufen gehen!" oder
- "Wo ist Lilli-Bunny?" oder
- "Lilli-Bunny, lass uns was zusammen malen!"
Und mit der Zeit gewöhnte sich Lilli-Bunny an seinen süßen, neuen Namen. Er hörte auf zu murren, wenn sie ihn sagte, und meinte dann schließlich philosophisch: "Okay, ich bin Lilli-Bunny. Aber wer ist es nicht?". Dann schaute er sich selbst im Spiegel an und bemerkte mit Erleichterung und Genugtuung, dass "jeder ein Lilli-Bunny" ist. Falls Sie es nicht glauben, schauen Sie doch selbst in den Spiegel und Sie werden sehen, dass Sie selbst manchmal ein süßer kleiner Lilli-Bunny sind, unabhängig davon, was Sie so während Ihres offiziellen Lebens tun.
Lilli-Kitty und Lilli-Bunny waren Freunde. Lilli-Kitty fand sogar ihre eigenen flauschigen Pantoffel (ihre sind aber politische Analphabeten).
Lilli-Kitty verbrachte gerne ihr Freizeit mit Lilli-Bunny. Jeden Tag nahmen sie sich zusammen ein kleines, frisches Stückchen Zeit und behandelten sie so freundlich, dass Zeit nicht gehen wollte und immer da blieb, um eine Tasse Tee zu trinken.
Lilli-Kitty wusste, wie man alles besser als die anderen machte. Sie kochte leckere Gerichte, während Lilli-Bunny damit beschäftigt war, seine Katzen zu trainieren und zu erziehen. Und während er sie trainierte, studierte er sie auf eine wissenschaftliche und philosophische Art und Weise. Nur dauerte das ziemlich lange. Denn zuallererst musste er darauf warten, dass seine Katzen aufwachten - allerdings schliefen sie die meiste Zeit des Tages. Eigentlich schliefen sie immer. Nur dann nicht, wenn sie im Garten hinterm Haus im Staub badeten.
Nachdem er etwas darüber nachgedacht hatte, kam Lilli-Bunny zu dem Ergebnis, dass sie damit ihre Flöhe los werden wollten. Flöhe beißen sich mit ihren Zähnen in der Haut der Katze fest, aber wenn die Katze dann im Staub badet, füllt sich die Nase der Flöhe mit Staub und sie müssen niesen und fallen von der Katze ab.
Deshalb sind Katzen auch so sauber, obwohl Lilli-Bunnys Katzen aus der Unterschicht kommen. Nein, ich habe damit nicht gesagt, dass sie Müllkatzen sind. Ich sagte "Unterschicht". Okay - wenn Sie darauf beharren: In deren Lebenslauf gab es so einige Müllkatzen. Aber das ist alles Vergangenheit, und es nichts falsches oder entwürdigendes dabei, eine Katze der Müll-Klasse zu sein. Wenn man eine Müllkatze sauber bekommt und gut füttert, dann wird sie sogar besser, glücklicher und gesünder werden als so manche blaublütige Katze oder eine Katze aus der Mittelschicht. Man muss Müllkatzen einfach lieben! Sie sind die wahre Quelle der Vorherrschaft für jede fortschrittliche Reform! Und sie sind auch die einzige Hoffnung für eine Zukunft ohne nukleare Waffen. Ach, Sie glauben mir nicht? Aber natürlich! Derjenige, der schon mal eine Müllkatze mit einer nuklearen Waffe in ihren Pfoten gesehen hat, hebe bitte die Hand. Jetzt stimmen Sie mir zu, nicht wahr? Na ja, sollten Müllkatzen irgendwann an nukleare Bomben kommen, wird dann sowieso keiner mehr da sein, der meine dummen Fragen stellt oder sie beantwortet.
Wenn Lilli-Bunny damit beschäftigt war, seine Katzen zu erziehen schlief er sehr viel, denn er musste ja darauf warten, das sie wieder aufwachten. Das dauerte manchmal ziemlich lange, denn wenn Lilli-Bunny wach war, schliefen die Katzen, wenn die Katzen wach waren, schlief Lilli-Bunny. Währenddessen kümmerte sich Lilli-Kitty um Lilli-Bunnys Haushalt.
Genauso ist es heute in unserer Gesellschaft. Wenn die besten Leute der Nation wach sind, schläft die Gesellschaft. Und die besten Leute der Nation möchten die Gesellschaft dann nicht wecken, denn das könnte negative Folgen nach sich ziehen. Deswegen wissen
die besten Leute nicht, was sie mit sich selbst anfangen sollen, nehmen es daher leicht und rauchen Pot. Irgendwann schlafen sie ein. Und wenn die besten Leute der Nation schlafen, wacht die Gesellschaft auf und sieht, dass die besten Leute der Nation schlafen. Die Gesellschaft zündet sich einen Joint an und entspannt sich, denn ohne die besten Leute der Nation, die ein jeden in eine bessere Zukunft führen möchten, hat die Gesellschaft nichts zu tun. Die Gesellschaft will aber auch die besten Leute der Nation nicht wecken, denn sie weiß, dass, wenn die besten Leute der Nation wach sind, sie vielleicht mit den Werten, die momentan die Gesellschaft bestimmen, nicht übereinstimmen und das kann zu einigen Unannehmlichkeiten führen, wie beispielsweise ein Bürgerkrieg. Daher legt die Gesellschaft auf die Füße der besten Leute warme Decken und Kissen auf deren Gesichter - aber nicht, wie Sie jetzt vielleicht denken mögen, um die besten Leute der Nation zu ersticken, sondern um sie davon abzuhalten, plötzlich aufzuwachen, wenn die Gesellschaft nicht darauf vorbereitet ist. Dann raucht die Gesellschaft ihren Joint, den sie aus den kalten Händen der besten Leute der Nation genommen hat, zu Ende. Schließlich wird die Gesellschaft von dieser Situation überwältigt und schläft ein. Irgendwie schaffen es die besten Leute dann, die Kissen von ihren Gesichtern zu nehmen, wachen auf... und so weiter und so weiter geht es immer im Kreis.
Nun ja, was man sät wird man auch ernten. Die besten Leute der Nation und die Gesellschaft haben sich tatsächlich nie persönlich getroffen. Pot macht sie beide ein wenig hibbelig und mit der Zeit weniger ehrgeizig. Vielleicht fragen Sie sich, über welche Gesellschaft ich rede Das ist doch egal. Sie sind alle gleich. Sie können jetzt behaupten: Und was ist mit China? Die Menschen dort sind sehr ehrgeizig und in der letzten Zeit auch sehr aktiv. Ach wissen Sie, dass kommt daher, dass die Menschen dort das genaue Gegenteil sind und Anti-Pot rauchen. Anscheinend macht Anti-Pot die Leute weniger hibbelig und ehrgeiziger.
Ich muss gestehen ich habe nie Pot geraucht. Vielleicht weil ich nicht zu den besten Leuten irgendeiner Nation gehöre...oder weil ich keine wirkliche Rolle in irgendeiner Gesellschaft spiele.
Lilli-Kitty war sehr süß und praktisch veranlagt. Sie ging fischen, malte Stilleben mit Früchten (es ist sehr wirtschaftlich, Stilleben mit Früchten zu malen. Man kauft sich dafür einen Apfel, malt ihn einige Male und bekommt so ein Bild mit ganze vielen Äpfeln. Man muss nur darauf achten, dass Lilli-Bär den Apfel nicht aus Versehen isst, bevor man ihn nicht zumindest ein Mal gemalt hat).
Lilli-Kitty sorgte auch dafür, dass es im Haus keinerlei Streitigkeiten gab. Manchmal saßen alle am Tisch und tranken Tee. Bei einer dieser Gelegenheiten fragte Lilli-Bär Lilli-Kitty: "Und, wie geht es dir so?".
"Wie es mir so geht?", fragte Lilli-Kitty und brach in Tränen aus. Dann sagte sie: "Jetzt geht es los; es fängt alles wieder von vorne an!".
"Was hat wieder angefangen?", fragte Lilli-Bär.
"Jeder schreit", sagte Lilli-Kitty, und fing an zu schreien.
Aber Lilli-Bär sagte nur "wow." Ja, "wow" mit einem Punkt am Ende und Lilli-Kitty fühlte sich besser.
"Du hast mich gefragt, wie es mir geht? Mir geht es gut. Danke", sagte Lilli-Kitty zu Lilli-Bär mit einer ruhigen Stimme.
Lilli-Kitty hatte viele schattenartige Freunde. Sie kamen und gingen, und nahmen nie ihre Hüte ab.
Gewöhnlich kamen diese Freunde zum Essen. Lilli-Bunny sah sie sich ganz genau an und versuchte herauszufinden, ob die Neuankömmlinge gut oder schlecht waren. Dann erzählte Lilli-Bär ihnen seine Küchen-Philosophie und versuchte ihnen beizubringen, "wow" mit einem Punkt am Ende zu sagen. Aber selten machten sie es richtig; sie sagten "wow?" oder "wow;" oder...
Als Lilli-Bunny herausfand, dass einer dieser Neuankömmlinge mehr schlecht als gut war, gab er ihm keine Marmelade mehr, denn Marmelade beeinflusst normalerweise den Kopf -- und wie wir alle wissen kommt alles Gute und Schlechte von diesem Körperteil, auch wenn man denkt, es kommt von einem anderen Teil des Körpers.
Lilli-Kittys Freunde nahmen nie ihre Hüte ab, denn Hüte halfen ihnen, ihren Kopf zu finden. Und der Kopf ist ein äußerst wichtiger Teil des Körpers - wenn man weiß, wie man ihn einsetzt. Zum Beispiel kann man mit ihm essen oder niesen. Als Lilli-Bunny versuchte, ihnen die Hüte abzuziehen, ließen sie dies nicht zu, was zu einer großen Verwirrung führte und ihr schattiges Wesen noch vertiefte. Aber schließlich sagten sie alle "wow." richtig und waren gern gesehene Gäste im Haus.
Kapitel 4
Lilli-Bunny und Lilli-Jake
Lilli-Jake war ein netter Junge, der ein wenig wie ein kleiner Bär aussah; er war allerdings ein wenig kleiner als Lilli-Bär. Lilli-Jake besaß einzigartige Dinge: Ferngläser, kleine, süße Glocken, Schlösser, Bolzen, Sanduhren und sogar ein Sandthermometer. Ja, ein Sandthermometer. Lilli-Bär hatte es ihm zum Geburtstag geschenkt und es funktionierte so: Wenn der Sand warm war, war es heiß; wenn der Sand kalt war, war es kalt. Lilli-Jake hatte auch einen kleinen tragbaren Generator für ärgerliche Gesichter, nur hatte er ihn verkauft. Allerdings hatte er damit kein gutes Geschäft gemacht, denn er hatte den Generator billig verkauft und ärgerliche Gesichter wurden im Laufe der Zeit sehr gefragt. Aber einen Vorteil hatte das ganze doch für Lilli-Jake: er konnte kein ärgerliches Gesicht mehr machen.
Ermutigt von diesem ersten kommerziellen Erfolg (egal, wie unbedeutend der Profit war), entschied sich Lilli-Jake, sein eigenes Geschäft zu eröffnen, welches er Brain Company Ltd. nannte. Jedes Mal, wenn Lilli-Jake ein Problem hatte, kam seine Brain Company zum Zuge. Kleine, kluge Jungs hüpften aus seinem Kopf und fragten: "Okay, was ist das Problem?" Diese Mikro-Lilli-Jakes könnten jedes Problem lösen.
Für Lilli-Jake war Gerechtigkeit sehr wichtig, und er sorgte immer dafür, dass es keine Ungerechtigkeiten in Lilli-Bunny Haus gab. Er gab den Katzen immer genug und in gleichen Teilen zu essen. Und so sind die Katzen mit der Zeit fett geworden, sie sahen jetzt aus wie Tonnen und schliefen mehr als gewöhnlich. Ein Mal gab er einer Katze einen Snack, entschied dann aber, dass es ungerecht sei, nicht auch der anderen Katze denselben Snack zu geben. Aber nachdem er etwas der zweiten Katze gegeben hatte, stellte er fest, dass die erste Katze weniger bekommen hatte. Und so fütterte er die Katzen so lange, bis der Sack mit den Snacks halb leer war. Dann setzte er seine Brain Company in Gang, die kleinen Jungs hüpften heraus und sagten: "Man muss darüber nicht nachdenken. Du musst die Katzen füttern, bis der Sack leer ist".
Geht es so nicht auch mit den staatlichen Sozialleistung zu, werter Leser? Die Regierung versucht sehr intensiv, so gerecht wie möglich zu sein und am Ende ist der Staatssäckel leer. Was sollen wir also tun? Vielleicht sollten wir etwas mehr denken, nicht so, wie es Lilli-Jakes Brain Company gemacht hatte.
Schauen Sie sich unsere Gesellschaft an, werter Leser:
Der Regierungsapparat, unförmig und nicht wirksam, gibt für sich selbst den größten Teil dessen aus, was er an Steuern einnimmt. Der Staat wirbt aber nicht gerne damit, wie viel er für sich selbst ausgibt und versteckt offizielle Zahlen gewöhnlich hinter dem unklaren Titel "Andere Ausgaben". Da muss man sich doch fragen, warum ist die Regierung so unfähig? Schließlich unterliegt der Staat nicht dem Wettbewerb, den es in der Geschäftswelt gibt, kein äußerer Mechanismus zwingt den Staat, seine Rolle in der Gesellschaft zu prüfen.
Dem kann aber abgeholfen werden. Zum Ersten müsste die Arbeit, die überwiegend von Beamten ausgeführt wird auf private Firmen übertragen werden mit einer strengen Kontrolle und auf einer wettbewerbsfähigen Basis, um so die staatlichen Funktionen dem positiven Einfluss des Wettbewerbs zu öffnen. Das steigert die Wirksamkeit und verringert die Kosten für Service und für Systeme, für die der Staat derzeit verantwortlich ist. Diese Praxis existiert zwar schon, ist aber nicht weit verbreitet.
Zum Zweiten sollte das Grundkonzept des wirtschaftlichen Zusammenlebens in der Gesellschaft neu geprüft werden. Zum Beispiel, die Frage der Besteuerung. Welchen Teil seines Einkommens gibt das aktive Mitglied der Mittelschicht an den Staat in Form von Steuern ab? Einkommenssteuer, Grundsteuer, Umsatzsteuer - es scheint so, als ob man keinen Euro verdienen oder ausgeben könnte, ohne das der Staat nicht seine Hand aufhält. Insgesamt übersteigen die Steuern in machen Ländern 40%, in manchen Ländern erreichen sie sogar 60 bis 70%.
Die legitime Frage lautet also: Warum genau machen Steuern 60% des Haushaltbudgets aus, und nicht 80%? Oder warum nicht 100%? Es könnte doch auch notwendig sein, den Steuersatz auf 120% zu heben: für jeden Euro, den man verdient, gibt man einen Euro an den Staat zurück und zahlt die noch ausbleibenden 20 Cents für das Privileg, im Land leben zu dürfen.
Vielleicht wollen Sie jetzt einwerfen, dass die Menschen so nicht überleben können. Ja, Sie haben Recht. Sie denken genauso, wie die Regierung denkt. Im Grunde ist es doch so, dass der Staat von jedem Haushaltsbudget soviel Geld nimmt wie es möglich ist von der Bevölkerung zu nehmen und die Menschen werden so zurückgelassen, dass sie gerne arbeiten und ruhig sind. Aber dann berichten die Staatsführer mit klarer, lauter Stimme ihren großen Erfolg, nämlich dass sie die Steuern um ein oder zwei Prozent reduzieren konnten, und erwarten von jedem Mitglied der Bevölkerung, dass er laut Beifall klatscht. Und die Masse klatscht Beifall und wählt die Reformer für eine weitere Amtsperiode.
Die Politiker vergessen, dass der Staat nur eine Institution ist, die von ihren Einwohnern geschaffen wurde, um die Interessen der Allgemeinheit zu fördern. So können wir bei Rousseau nachlesen "Chacun de nous met en commun sa personne et toute sa puissance sous la supreme direction de la volonte generale; et nous recevons en corps chaque membre comme partie indivisible du tout,"4
was bedeutet "Jeder von uns stellt gemeinschaftlich seine Person und seine ganze Kraft unter die oberste Leitung des allgemeinen Willens, und wir nehmen jedes Mitglied als untrennbaren Teil des Ganzen auf."5
Was kann man im Gegenzug vom Staat erwarten, außer die Erfüllung unserer Wünsche und der Schutz unserer Interessen? Aber sehen Sie sich an, werter Leser, wie wenig das in der Praxis erreicht wird.
Ich denke nicht, dass es eine Verschwörung des Staates gegen sein Volk ist. Das Problem ist die ineffiziente Organisation dieses Systems.
Computer, noch relativ neu in dieser Welt, können die meisten Systeme effizienter machen. Aber wir nutzen sie derzeit überwiegend als Druckmaschine und nicht als intelligenten Partner.
Hinzukommt, dass der Staat, der am Anfang selbst die Verantwortung für das soziale Wohl seiner Bürger übernommen hatte, diese Verantwortung nun auf die Arbeitgeber geschoben hatte, wodurch die Arbeitgeber gezwungen worden waren, neben den hohen Gehältern,
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4 Jean-Jacques Rousseau "Du contrat social ou principes du droit politique": "Du pacte social", Archives de la Societe Jean-Jacques Rousseau, Genf, 1762.
5Übersetzung von www.textlog.de, Jean-Jacque Rousseau -- Der Gesellschaftsvertrag oder Die Grundsätze des Staatsrechts, (1758)
von denen ein größer Teil bereits Steuern sind, noch "Sozialsteuern" (Rente, Krankenversicherung und Arbeitslosigkeit) zu zahlen.
Die Konsequenz davon war, dass die Arbeitskraft teurer geworden ist, was die Preise für Produkte und für den Service steigerte. Die meisten Bürger, die bereits viel an Steuern zahlen, steigern ihre Schulden noch mehr bei dem Versuch, die 18 bis 22% Zinsen der Kreditkarten zu zahlen.
Man muss sich fragen: Was macht der Staat mit dem Geld, dass er einnimmt?
Die größten Ausgaben hat der Staat bei der Schaffung von Arbeitsplätzen. Er bemüht sich, Arbeitslosigkeit zu bekämpfen, denn es ist in der modernen Gesellschaft anerkannt, dass alle gesunden Menschen arbeiten müssen. Allerdings sollte das noch mal überprüft werden. In der heutigen Gesellschaft, und besonders in der Zukunft, könnte es nicht weise sein, dass jede Person so arbeitet, wie Arbeit heute noch definiert wird.
Oft ist die Schaffung von Arbeitsplätzen das Hauptkriterium, um die Arbeit der Regierung zu bewerten, aber das sollte so nicht sein. Die meisten geschaffenen Arbeitsplätze schaffen nichts nützliches und trotzdem muss für diese Beschaffung viel Geld ausgegeben werden. Nur ein kleines Beispiel: Müssen wir alleinerziehende Mütter oder Väter wirklich dazu zwingen, zu arbeiten? Wenn man ihnen erlauben würde - falls sie es wünschten -, zu Hause zu bleiben und für die Kinder zu sorgen und sie für diese wichtige Arbeit bezahlen würde, würde die Regierung und das Unternehmen Geld sparen und die Betreuung von Kindern verbessern.
Moderne Computer und Robotersysteme sind um ein tausendfaches effizienter bei den meisten Aufgaben, als die Menschen. Mehr Geld sollte für die Entwicklung von automatisierten System ausgegeben werden, die ineffiziente menschliche Arbeit ersetzen, wodurch die Menschen mit ihren Familien zu Hause bleiben, die großen Städte verlassen und ihre Kinder erziehen könnten.
Sie sagen vielleicht, dass Menschen, die zu Hause sitzen, an Langeweile sterben werden. Aber harte, ineffiziente Arbeit (wie den Verkehr an einer Baustelle für eine neue Autobahn zu regeln ) acht Stunden am Tag ist auch nicht wirklich aufregend. Aber nach Ansicht der heutigen Nation, sind diese Leute am richtigen Platz.
Aber es ist einfach so, dass der Staat weniger für ineffiziente Projekte, in denen tausende von Leuten beschäftigt werden, kritisiert wird, als für hohe Arbeitslosigkeit. Deswegen versucht die Regierung so hart, neue Arbeitsplätze zu schaffen, obwohl wir nur die Effektivität unseres Systems durch eine neue Ära künstlicher Intelligenz verbessern müssten.
Oh, Entschuldigung, ich habe vergessen, dass ich eine witzige Geschichte schreibe. Es tut mir Leid, dass ich in diesem Kapitel nicht witzig bin.
Lilli-Jake wollte immer ein König sein und viel Geld haben. Aber heutzutage treffen diese beiden Dinge kaum zusammen. Ein Mal hatte sich Lilli-Jake selbst zum König ausgerufen, aber fast am selben Tag war ihm das Geld ausgegangen und er musste respektvoll seine Papierkrone von seinem Kopf nehmen.
Es ist wirklich schade, dass Könige verschwinden. Natürlich bin ich kein Anhänger der absoluten Monarchie, aber zumindest hätten wir einen netten gekrönten Kopf, den wir auf die Briefmarken drucken könnten.
Kapitel 5
Lilli-Bunny und seine Katzen
Lilli-Bunny liebte Tiere. Und zwar jede Art von Tier: große und kleine, dicke und dünne, haarige und nackte. Es war so einfach, Lilli-Bunny mit Geschichten über Tiere zu unterhalten. Deswegen las Lilli-Bunny auch Zeitschriften über verschiedene Tiere. Manchmal wenn Lilli-Bunny in die Küche kam, lag Lilli-Bär auf seiner Bank und erzählte die Geschichten aufs neue. Dann erzählte er davon, wie Vögel ihre Eier ausbrüten, wie Wale atmen, wie Elefanten baden - Lilli-Bunny liebte diese Geschichten und hörte gerne zu. Und so kam Lilli-Bunny auch auf den Gedanken, dass er ein Haustier bräuchte. Es gab nämlich noch keine Haustiere im Lilli-Haus und Lilli-Bunny hatte immer von einer ganze Menagerie geträumt -- von Kühen, Pferden, Ferkeln, Hunden, Schafen, Ziegen und vielen, vielen anderen Tieren.
Aber Lilli-Bär wollte die Liebe und Aufmerksamkeit von Lilli-Bunny mit niemandem teilen und sagte deswegen zu ihm, dass seine Pantoffel ausreichen würden und dass Lilli-Bunny keine Haustiere bräuchte.
Lilli-Bunny war so bestürzt darüber, dass ihm Lilli-Bär keine Haustiere oder Nutztiere erlauben wollte, dass er fast anfing zu weinen. Das konnte Lilli-Bär aber nicht mit ansehen, denn er liebte Lill-Bunny sehr und konnte seinen Freund nicht traurig sehen. Deswegen stimmte er zu, dass Lilli-Bunny eine Katze haben könnte.
Und so brachte Lilli-Bunny ein kleines Kätzchen ins Haus. Das gelb-orangefarbene Fell des Kätzchens schien wie Gold und deswegen nannte er sie Goldkatze.
Lilli-Bär mochte diese Katze sehr und spielte und sprach mit ihr. Lilli-Bär half sogar Lilli-Bunny dabei, Goldkatze zu erziehen.
Man kann nur dann Freundschaft mit Katzen schließen, wenn sie klein sind. Dann spielen sie nämlich noch gerne, sind aktiv, springen herum, rennen durchs ganze Haus und zeigen uns, wie lebendig sie sind. Erst als Goldkatze erwachsen war entdeckte sie ihre philosophische Seite. Sie versank in philosophische Gedanken und teilte sie nur selten mit den anderen. Die meiste Zeit des Tages schlief sie in den verrücktesten Stellungen. Man könnte das
"Schlaf-Tourismus" oder "Touristen-Schlaf" nennen. Den ganzen Tag konnte man Goldkatze dabei zusehen, wie sie auf allen Tischen, auf allen Stühlen, in allen Betten und auf allen Sesseln schlief - nicht zu vergessen natürlich die exotischen Plätze wie die Abdeckung des Klaviers und der Korb mit den gerade frisch gewaschenen Klamotten. Lilli-Bunny beobachtete, wie Goldkatze innerhalb von vierundzwanzig Stunden ihren Schlafplatz wechselte. Wie ein junger Trieb, der seinen Kopf schüchtern in Richtung Sonne dreht, begann Goldkatze ihren Tag mit einem Schläfchen in der Sonne am Boden im Schlafzimmer, dann folgte sie der Sonne den Flur entlang, dann zum Zeichenzimmer und so weiter. In Lilli-Bärs Enzyklopädie für Lilli-Bären war nachzulesen, dass dieser Prozess der Katzsynthese, in dem sich Katzen ständig befinden, Grund für Goldkatzes Bedürfnis nach Sonne war. Sein Namensvetter, die Photosynthese, bildet Nährstoffe und Sauerstoff, was für die Umgebung nützlich ist. Aber von der Katzsynthese wird nichts gebildet, noch nicht mal die Katze selbst. Vielleicht fragen Sie sich jetzt, wofür die Katzsynthese dann gut ist? Ganz einfach: Für den Prozess selbst. Stellen Sie sich vor, Sie liegen in der Sonne, Sie katzsynthesieren, sie winken mit der Schwanzspitze - das ist doch gut, oder nicht? Die philosophischen Gedanken von Goldkatze drehten sich im Kreis. Für eine lange Zeit gingen sie in die Tiefe, dann gingen sie in die Luft. Sie wurden lang, vertieften sich und gingen über in weniger philosophische Träume. Keiner im Lilli-Haus konnte einen Gedanken von Goldkatze niederschreiben. Und trotzdem dachte jeder im Haus, das Goldkatze die klügste von allen Bewohnern sei; und sogar Lilli-Bär, der in den Lilli-Bär-Kreisen als ein großer Dichter und Philosoph bekannt war, betrachtete Goldkatze nicht mehr oder weniger als seinen Lehrer. Das waren die goldenen Tage für Goldkatze. Niemand trug sie zusammen mit anderen Katzen hin und her; niemand nannte sie eine dumme Katze.
Aber all das hörte auf, als eine neue Katze ins Haus kam. Basia. Basia war das genaue Gegenteil von Goldkatze. Sie war wirklich dumm, vergesslich, pingelig, zudringlich und unausgeglichen. Wie eine absolut Verrückte sprang sie herum, wollte immer in Goldkatzes Kopf beißen, in deren Hinterteil, in die Pfoten und in den Schwanz. Ein Mal musste Goldkatze beinahe mit der Diagnose "von einer Katze verletzt" ins Krankenhaus, nachdem Basia sie unerwartet angriffen hatte und sie die Stufen hinuntergestürzt war.
Die philosophischen Gedanken von Goldkatze wurden schwächer. Sie wurde nervös und nahm Aspirin wegen der Kopfschmerzen. Sie war so bestürzt, frustriert und durcheinander, dass sie aus Versehen in Lilli-Bunnys Bett machte.
Goldkatze fühlt sich so krank wie damals, als sie von der Schlange gebissen worden war. Sie hatte sich schon darauf vorbereitet, zu sterben, bis Lilli-Bär in seiner Enzyklopädie gelesen hatte, dass die Schlange nicht giftig gewesen war. Daraufhin hatte sich Goldkatze schnell wieder erholt.
Eingebildete Krankheiten schlagen oft zu. Vielleicht schauen Sie sich im Fernsehen einen Bericht über die Vogelgrippe an und beginnen dann, wie ein Vogel zu niesen!
Und Basia ärgerte Goldkatze so sehr, dass diese ziemlich böse wurde und auch nicht um Hilfe rief, als Basia versuchte, sich unter das Sofa mit einem gelben Luftballon, dessen Band um Basias Hals geschnürt war, zu quetschen.
Stellen Sie sich vor, Sie sind eine dumme Katze und versuchen, unter das Sofa zu kriechen, aber wegen des Luftballons funktioniert das nicht und das Seil erwürgt sie fast. Als Basia ruhig wurde, da sie schon fast tot war, hatte Goldkatze schließlich Mitleid und rief Lilli-Bunny, der Basia befreite.
Lilli-Bär und Lilli-Jake ließen den Luftballon in die Luft steigen und versuchten, ihn mit Pfeilen abzuschießen. Aber der Luftballon war kein Narr und flog immer höher. Weit oben traf er einen Spatzen, bei dem er sich über Lilli-Bär und Lilli-Jake beschwerte. Und so kackte der Spatz absichtlich -- und absolut kostenlos -auf die armen Kerle und folgte damit
der Tradition der gegenseitigen Hilfe, die alle Piloten (wie es der Spatz und der Luftballon zweifellos waren) eint.
Der Luftballon flog weiter nach Norden und beendete seine vergänglichen Tage in einem Dorf in der Nähe des Nordpols. Er diente den Menschen dort als Gummilumpen, womit der Freund der Eisfelder und Eisbären seine Flasche Feuerwasser verschloss, die er mit der Arbeitslosenunterstützung, die ihm die guten Leute im Süden zahlten, gekauft hatte, sodass er sich betrinken und sterben konnte, bevor sein Eishaus wegen der globalen Erwärmung schmolz.
Als Basia ihr zweites von ihren neun Leben begann, fing sie an, Goldkatze zu respektieren. Sie hörte auf, sie zu stören und wurde ruhig. Das passiert mit einer von Gott geschaffenen Kreatur, wenn diese dem unvermeidlichen Tod nahe ist, weil sie sich mit einem Luftballon, dessen Seil um den Hals gewickelt war, unter ein Sofa quetschen wollte, dann dort hing, nach Luft schnappte und fast dabei erstickte.
Oft versuchen wir, unter ein Sofa mit einem Seil um unseren Hals zu kriechen. Wir kämpfen uns durch die Ritze, obwohl unser Luftballon nicht passt und beten, dass der Allmächtige uns Goldkatze schickt, der dann Lilli-Bunny ruft, der uns dann von der Schlinge, in die wir uns selbst gefangen haben, befreit. Dann werden wir gut. Daher können wir ohne solch ein außergewöhnliches Abenteuer auch nicht gut werden.
Trotz allem, der Status der Katzen im Lilli-Haus sank. Nun trug Lilli-Bunny sie im Arm herum und nannte sie dumme Katzen. Goldkatze versuchte, ihr Französisch aufzufrischen, um diesen Alptraum zu beenden. Sie plante, nach Paris zu ziehen. Sie wollte an das Pasteur-Institut gehen, wo ihr vor Jahren ein Platz als Leiterin des Labors für Katzsynthese angeboten worden war. Sie kannte nur die Katzensprache, die unter den Linguisten als Katzisch bekannt ist. Also öffnete sie ihr Katzisch-Französisch Wörterbuch, um die Schreiben des Pasteur-Instituts zu lesen, aber während sie den dritten Brief las, übermannte sie das Gähnen. Während des vierten Briefes wurde das Gähnen schlimmer und verwandelte sich in ein Murmeln. Als Goldkatze am nächsten Morgen aufwachte entdeckte sie, dass sie anstatt auf dem Wörterbuch auf der Anleitung "Wie man Fahrrad fährt" eingeschlafen war. Aber Goldkatze wollte nicht Fahrrad fahren. Also blieb sie im Lilli-Haus, nahm sich aber fest vor, dass, falls Lilli-Bunny eine dritte Katze ins Haus brachte, er (Goldkatze) wirklich Französisch lernen oder das Haus verlassen würde, um mit seinem Freund von den Eisfeldern, die in der Nähe des Nordpols wohnten, zu leben. Goldkatze wusste, dass sein Freund ein nette Person war, allerdings nicht von Natur aus, sondern überwiegend wegen des exzessiven Trinkens von Feuerwasser.
Kapitel 6
Lilli-Bunny und Monsieur Silvouplaît
Monsieur Silvouplaît tauchte ganz plötzlich im Lilli-Haus auf, kam aber nicht ungebeten. Lilli-Bär hatte großen Respekt vor Monsieur Silvouplaît, einem Franzosen, der berühmt war für seine guten Manieren, seine ultramodernen Ansichten und für seine ausgezeichnete Ausbildung. Lilli-Bär hatte dessen Buch gelesen, in dem Monsieur Silvouplaît geschrieben hatte: "Warum uns gute Manieren und ultramoderne Ansichten retten werden", und war sehr beeindruckt von Monsieur Silvouplaîts Wissen.
Lilli-Bär wusste auch, dass Monsieur Silvouplaît sehr interessante Leute kannte. So kannte er Monsieur Fast-Napoleon, den Manager der Wurstfabrik, persönlich, Monsieur Neu-Robespierre (ein Partner von Madame Guillotine) sowie Monsieur Nicht-Ganz-Balzac - einen sehr bekannten modernen Autor. Mit all diesen Herren war Monsieur Silvouplaît, der Historiker und Geograph, gut befreundet. Lilli-Bär träumte davon, in diesen illustren Kreis der wahren Intellektuellen eingeführt zu werden und lud Monsieur Silvouplaît ins Lilli-Haus ein.